• Miteinander unterwegs ...

    Miteinander unterwegs ...

    ... mit einer Spiritualität, die unseren Alltag prägt.

Woher wir kommen

Geschichte der evangelischen Kommunitäten

Von Anfang an gab es im Protestantismus nicht nur die allseits bekannte Kritik an überkommenen oder gar missbräuchlichen Strukturen in den Klöstern, sondern auch Initiativen zur Bildung von kleineren Gemeinschaften innerhalb und außerhalb der großen Kirchen. Bereits Luther hatte in seiner Schrift über die Deutsche Messe (1526) formuliert, dass eine Vereinigung derer, „die mit Ernst Christen wollen sein und das Evangelium mit Hand und Munde bekennen” zu wünschen wäre. Sie müssten „mit Namen sich einzeichnen und etwa in einem Hause alleine sich versammeln zum Gebet, zu lesen, zu taufen, das Sakrament zu empfangen und andere christliche Werke zu üben.”

Erste Ansätze zum kommunitären Leben

Es waren dann die pietistischen Bewegungen, die einen Durchbruch dieser Ansätze brachten und dauerhafte kommunitäre Lebensformen schufen, wie etwa die Herrnhuter Brüdergemeine (1727), die nach dem Willen ihres Gründers Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf Teil der Landeskirche bleiben sollte. Im 19. Jahrhundert bildeten sich Schwestern- und Bruderschaften mit diakonischem Arbeitsschwerpunkt. Aus ihrem Vorbild entstanden zahlreiche lutherische und reformierte Diakonissen- und Diakonenhäuser in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent.

Neue Formen im 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert brachte, zumal in Deutschland, wichtige Impulse in allen volkskirchlichen Konfessionen. In den Jahren um den Ersten Weltkrieg schlossen sich einzelne Bruderschaften zusammen, allerdings ohne gemeinsam zu leben. Die Kritik am wilhelminischen Deutschland und dem Krieg rief in den Zwanzigerjahren auch die Gemeinschafts- und Jugendbewegungen auf den Plan, die eine Neuorientierung der Theologie forderten und nach neuen Wegen gemeinsamer Spiritualität suchten – oft in Opposition zur Volkskirche und während der Nazizeit auch zu den Deutschen Christen. An diese knüpften unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg Kommunitäten an, die nicht selten den gemeinsamen Auftrag zum Beruf der Mitglieder machten. Als eine dritte Welle von Gemeinschaftsgründungen formierten sich in den bewegten Jahren der Studentenunruhen christliche Kommunen und Familiengemeinschaften, die in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche nach alternativen Lebensformen und oft nach neuen Formen christlicher Spiritualität suchten.

Evangelische Kommunitäten und Gemeinschaften heute

Kommunitäten in der evangelischen Kirche sind weitgehend selbstständig organisiert. Sie bilden – sofern es sich nicht um Familienkommunitäten handelt – auch in ihrer Lebensform Sonderformen, weitgehend frei von bürgerlichen Familien- und Berufspflichten. Die dadurch gewonnenen Freiräume ermöglichen die intensive Gestaltung gemeinschaftlichen spirituellen Lebens, liturgischer Alltagsrhythmen, regelmäßiger Gottesdienste und Tagzeitgebete. Viele öffnen ihre Räume auch Gästen, die diese „evangelischen Gnadenorte” als spirituelle Zentren für Tagungen oder zur persönlichen Seelsorge nutzen. Durch ihre Beweglichkeit und strukturelle Unabhängigkeit sind Kommunitäten zudem in der Lage zu spontanen und unbürokratischen Hilfseinsätzen im sozial-diakonischen Bereich. Die Kirchen der Jahrtausendwende befinden sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. In diesem Prozess können evangelische Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften durch ihre praktischen Erfahrungen sowie durch ihre geistliche Innovationskraft einen inspirierenden Beitrag leisten.